BENIN 2022 - Reise von Sonntag, 30. Januar bis Dienstag, 15. Februar

Angela berichtet:

Nach einigem Hin und Her mit vielen Abwägungen, da einerseits Benin auf der „Hochrisikoliste“ stand, unsere Partner vor Ort aber alle betonten, dass COVID kaum vorhanden sei, haben wir, Heike Kunter, Christa Amelung und Angela Sarlette, uns für die Reise entschieden – und das war eine gute und richtige Entscheidung.

Also sind wir schon am Sonntagnachmittag, den 30.01.22, mit dem Zug von Bielefeld zum Düsseldorfer Airport angereist, um ja den PCR Test rechtzeitig vor dem geplanten Flug zu erhalten.
Hat alles prima geklappt, anschließend Taxifahrt zum Hotel „Villa Casa“ und netten Abendausklang mit Spaziergang zum Restaurant „Zur Alten Töpferei-Gulasch“ mit leckerem Essen und Düsseldorfer Alt.

Montag, 31.01.22: Nachricht PCR Test 3x negativ
Flotter Einkauf von Käse und Salami für die Familienpizzen bei Mensah durch Christa bei ALDI
Taxifahrt zum Flughafen, einchecken (Koffergewichte passen)
Flug mit AIR FRANCE nach Paris
Langer Marsch bis zum passenden Abfluggate
Weiterflug nach Cotonou 

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Wiedersehensfreude mit Prof. Mensah Tokponto, Edouard und Brice
Gemeinsames Abendessen im „CHEZ MAMAN BENIN“ mit viel „Palaver“ und dem ersten „Beninoise“ und dann „Bringdienst“ zum Hotel „Le Privilège“ in Calavi. 

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Teil I der Reise 01. – 03.02.22: Region Zou/ Bohicon / Übernachtungen im BIS Hotel
Dienstag, 01.02.22

Nach dem Frühstück Besuch der UAC (Université d´Abomey-Calavi) mit Mensah.
Wiedersehen mit Marius (unserem Partner für Kontrolle und Abwicklung des Neubaus „Germanistische Fakultät“). Es laufen Prüfungen in den Hörsälen und in der Pailotte.
Zufallstreffen mit Theresia Bach aus Berlin, die derzeit dort eine DAAD-Assistentenstelle hat.
Zwischenstopp bei Mensah und herzliches Wiedersehen mit Yvette, Yvettes Mama und den Kindern.

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Auf der Fahrt nach Bohicon Besuch im Dorf Zogbodomey beim Schreiner Théophil TOHINLO mit Bänke-Aufbau-Demonstration. Der deutsche Arbeitsschutz würde sich die Haare raufen!!! 😉

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Mittwoch, 02.02.22

Besuch der CEG Schule (Collège d´Enseignement Général / weiterführende Schule) in Sahé
Wiedersehen mit Mr. Michel (ehemaliger Lehrer von Mensah) und gemeinsamer Besuch der Schule in Dovota mit Start der neuinstallierten Solaranlage, die nicht nur Lampen und Ventilatoren antreibt, sondern auch den Schulhof beleuchtet und den Betrieb von Computern ermöglicht.
Baustellenbesuch des Schulneubaus in Gnizinta mit dem Bauleiter Bienvenue. Banner vom Spender Autohaus GeigerCars.de kommt zum Einsatz. Spätestens im Mai werden die Bauarbeiten beendet sein.
Besuch der beendeten und laufenden Bauarbeiten an der CEG Schule in Lizzazounmé.
Auch der Abstecher zur Schule in Dekanmé darf nicht fehlen. Dort baut die Regierung mit Hilfe von China neue Klassenräume und Wohnungen für Lehrkräfte – erstere werden nicht gebraucht, letztere sind sehr nützlich.

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Besuch in Kinta mit Besichtigung einer der gebauten Wasserstellen – die Wasserverkäuferin vertreibt sich die Zeit mit dem Verkauf geschälter Orangen – natürlich Mensahs Mama Hallo sagen, Bruder Matthias kommt dazu. Bei dieser Gelegenheit lernen wir nicht nur das relativ große Familienanwesen, sondern auch Mensahs Onkel Paul kennen. Er war in den Kinder- und Jugendtagen Mensahs der Märchenerzähler, der unter dem Märchenbaum nach alter Tradition dem ganzen Dorf das mündliche Erbe der Vorfahren weitergab. Besonders bei Mensah hatte das weitreichende Auswirkungen, da er im Rahmen seiner Forschung all diese Märchen zu Papier brachte. Dann gibt es auf dem Gelände noch den „Ahnenaltar“, wo regelmäßig Familientreffen stattfinden, wo Fetische eine Rolle spielen, wo die Ahnen um Rat gefragt werden und wo…. und die Zeit lief uns wieder davon! Manches ist uns bekannt und manches ist uns fremd – eine spannende Kultur.

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Donnerstag, 03.02.22

Besuch des Collèges in Sehoun, Weiterbau der angefangenen Gebäude, inkl. Latrinenbau. Heikes Vorschlag, den Latrineninhalt später als „Naturdünger“ zu verwenden, stößt beim Lehrerkollegium zunächst auf völliges Unverständnis. Das derart „behandelte“ Gemüse würde kein Mensch mehr essen. Erst nach einigen Erläuterungen weicht die Ablehnung der Neugierde und am Ende wächst die Bereitschaft – zumindest bei der Biologielehrerin und beim Schulleiter –, diese Sache mal im Kleinen auszuprobieren. Mal sehen, was wie und wann realisiert wird….
Besuch der zu sanierenden, weiterführenden Schule in Agbokpa.
Besuch der weiterführenden Schule in Houeli, geplanter Bau von 3 Klassenzimmern + Lehrerzimmer. Die Schüler nutzen zu viert ein Schulbuch. Wir werden zusammen mit Mensah für weitere sorgen.
Besuch der CEG Schule Abomey, Renovierung von 6 Klassenzimmern der ehemaligen Schule von Mensah.

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Besuch der CEG Schule in Goho, Fertigstellung/Sanierung von 8 Klassenzimmern.
Übrigens finden wir es sehr wohltuend, dass auf den Schulhöfen meist große Mango- oder Cashewbäume stehen, die den Lehrern als Moped-Unterstellplatz und uns als Schattenspender dienen. Über Neuanpflanzungen an „unseren“ Schulen freuen wir uns.
Leider können wir die für uns geernteten Cashewkerne nicht gleich essen. Nein, die müssen erst eingeweicht und dann geröstet werden und aus der Frucht werden köstlicher Saft und Konfitüre hergestellt. Aber zum Glück gibt es die Kerne ja fertig geröstet und in Flaschen abgepackt als „Wegzehrung“ am Wegesrand zu kaufen…

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Kurzer Nachtrag zum BIS-Hotel: Dort hat es 2020 einen Brand gegeben, daher ist ein Teil davon im Neuaufbau und bei der Gelegenheit wird der Komplex auch gleich erweitert. Wir dürfen im Neubau mit Balkon übernachten und dort habe ich am Abend beim Zuziehen der Gardine die Entdeckung gemacht, dass die Türscheibe im Dunkeln als Ganzkörperspiegel fungiert!
SUPER – ABER: Der Service im Restaurant muss noch geschult werden und üben und üben und …

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Teil II der Reise 04. – 06.02.22: Region Collines, Savalou, Übernachtung im F&F Hotel


Freitag, 04.02.22


Fahrt von Bohicon nach Glazoué auf sehr gut ausgebauter Straße.
Empfang und herzliche Begrüßung durch den Deutschlehrer Nouwagnon Brice Zovedi und die Schulleiterin der CEG, Open Air Demonstration der Verarbeitung von diversen Köstlichkeiten durch die Schülerinnen aus dem Kochclub. Außer Kochen wird den Mädchen dort wichtiges Wissen über gesunde Ernährung, Inhaltsstoffe, Nährwerte und Vitamine vermittelt.
Im Raum der Malschule konnten wir am Kurs teilhaben und die SchülerInnen haben uns einige ihrer Werke präsentiert. Christa hat sogar ein Bild erstanden.

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Leckeres Mittagessen im Restaurant „Refuge 2“, dort ist Brice wohl Stammgast, u.a. weil eine seiner Schwestern dort mitarbeitet.
Anschließender Besuch des Deutschclubs, der extra zusammen mit anderen SchülerInnen, am Freitagnachmittag erscheint. Dort können wir uns von den – in sehr kurzer Zeit erworbenen – sehr guten Deutschkenntnissen überzeugen. Die Schulband spielt auf, Tänze werden vorgeführt, Lehrer machen mit und am Ende ist mit „Atemlos“ Party angesagt.
Rückfahrt nach Savalou und Übernachtung im Hotel mit angrenzender Bar „Chez Amour“ für die vielen LKW-Fahrer.

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Samstag, 05.02.22

Wir besuchen zum ersten Mal Lahotan (das Heimatdorf von Nouwagnon Brice Zovedi). Vorführung des Händewaschens an unseren gespendeten Wasserspendern. Der Deutschclub ist für uns am Samstag gekommen und begrüßt uns mit Vortrag, Tanz und Musik. Sehr berührend der Gesang der Beninischen UND der deutschen Nationalhymne.
Dann weiter mitten ins Dorf. Dort sind die Frauen von YANIGBO seit dem frühen Morgen auf dem Dorfplatz mit der Essenszubereitung für eine Beerdigung beschäftigt. Es ist der erste Großauftrag für die Frauen (über 100 Essen) und für uns ist sehr beeindruckend, mit welcher Gelassenheit und Freude, umwuselt von spielenden Kindern und herumlaufenden Hühnern und Ziegen, sie diese Kocharbeit am offenen Feuer erledigen.

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Wir dürfen im Haus von Zovedi das Essen auf afrikanische Art genießen (d.h. der Maisbrei wird mit der rechten Hand zu einer kleinen Kugel gerollt und zusammen mit Soße und anderen Leckereien zum Mund geführt), seine Frau, seine Kinder und seine Familie kennenlernen. Danach wird uns stolz die Funktionstüchtigkeit der Maismühle vorgeführt (in der übrigens nicht nur Mais, sondern alles, was sich zermahlen lässt, gemahlen wird), angetrieben mit den von uns finanzierten Solarkollektoren, die trotz abenteuerlichster Batteriekollektion einwandfrei funktioniert. Das scheint eine richtig gute Investition gewesen zu sein, denn die Frauen haben schon mit dem Bau einer kleinen Bäckerei die nächsten Pläne. Es folgt Unterhaltung in Form von Musik, Tanz, Reden, Gesängen und Essen und wir mittendrin! Die Sänger sind anerkannte singende Erzähler, die in Lobgesängen uns, unsere Hilfe und das, was dem Dorf wichtig ist, vortragen. Natürlich bedanken wir uns mit einem Obolus. Wir lernen den Unterschied zwischen der traditionellen TOBA Musik und der TSCHINGONMÊ Musik kennen. Ein kunterbunt-fröhliches Fest.

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Nachdem alle Feuer gelöscht, alles Essen gegessen und alle Worte gesagt sind, geht es noch zum großen Acker, auf dem die Familien ihre Produkte anbauen und ernten können. Die Bewässerung erfolgt durch eine „Pipeline“ von einem in der Nähe gelegenen kleinen See, der dort durch Staumaßnahmen angelegt wurde. Dadurch können die Wasserbassins auf dem Acker gefüllt werden und die Bewässerung der Pflanzen ist gesichert.
Am Seeufer sind einige Frauen mit der Wäsche beschäftigt – auch das reine Handarbeit.

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Bevor wir zurück zum Hotel fahren, werden wir noch von einer Schneiderin vermessen, die anschließend in einer Nachtschicht unsere drei afrikanischen „Ausgehgewänder“ anfertigt.
Am Fuße der Statue von AHOSSOU SOHA (1. König von Savalou) lassen wir zusammen mit Nouwagnon Brice Zovedi und Osias Dadegnon (der aufgrund eines mehrmonatigen Aufenthaltes in Deutschland sehr gut deutsch spricht und jetzt sogar weiß, was Teelichter sind) bei lauter Musik, aber dafür ganz im Dunkeln, den Abend mit einem Essen und Beninoise ausklingen… Und immer wieder ploppt einer der Kapselverschlüsse mit in das Bierglas….😉

Sonntag, 06.02.2

Nach dem Frühstück bringt Nouwagnon Brice Zovedi unsere neuen Gewänder und hilft uns unter Gelächter bei der Anprobe.
Es folgt ein kurzer Kirchenbesuch in der URHC Kirche mit vielen Gläubigen, aber wenig Resonanz durch den Priester, dafür aber mit der Spendenbitte für 2 Kirchenbänke.
Anschließend geht es nach Monkpa, dem Heimatdorf von Zovedis Frau. Wir werden herzlichst durch deren Familie empfangen und natürlich zum leckeren Mittagessen eingeladen.
Danach folgt eine kleine Sightseeing-Tour durch Savalou mit Besuch des Voodoo-Tempels und der Außenbesichtigung des Königspalastes mit großem Palaver und Verhandlungen um einen Obolus, um fotografieren zu dürfen. Als „Krönung“ haben wir eine Audienz bei dem noch ungekrönten neuen König Arsène GANFON mit dem Ergebnis, dass wir keinesfalls seiner Einladung, bei unserem nächsten Besuch im Königspalast schlafen zu dürfen, folgen werden und abwarten, ob auch weiterhin „ein schlechtes Orakel“ seine Ernennung verhindern wird. Würdevoll geht anders!!!

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Teil III der Reise 07.- 10.02.22: Natitingou und Boukombé, Region Atakora

Montag, 07.02.22

Die heutige Route von Savalou nach Natitingou beträgt zwar nur gut 300 km, aber trotz gut ausgebauter Straßen mit nur wenigen Baustellen und relativ wenig LKW-Verkehr dauert´ s halt in Benin…
Wir freuen uns, wieder im „Hotel Bourgogne“ übernachten zu dürfen, werden fröhlich begrüßt und dürfen uns die Zimmer aussuchen. Im ruhigen Garten (ja, den gibt es da) warten wir entspannt auf Jean und die Wiedersehensfreude ist groß, als er mit seinem Moped und seinem „Wunnerbar“ fröhlich um die Ecke kommt.

Beim Abendessen ist die derzeitige Grenzsituation zu Burkina Faso Hauptthema. Ja, es gibt trotz der Grenzschließung und der Militärpräsenz große Probleme, vor allem mit den in den Dörfern immer wieder eskalierenden und unübersichtlichen und offenbar auch gefährlichen An- und Übergriffen durch die Terrororganisationen IS und Boko Haram. U. a. durch Tretminen verbreiten sie bei der Landbevölkerung Angst und Schrecken. Gerade am Tag vor unserer Anreise gibt es einen Überfall mit 6 Toten. Das ist der Grund, warum wir in diesem Jahr keine Besuche in den umliegenden Dörfern von Boukombé machen können.

Dienstag, 08.02.22

Nach einem Frühstück statten wir dem „Musée Regional de Natitingou“ einen Besuch ab, erfahren bei der Führung durch den Museumsdirektor einiges über Geschichte, Kunst und Kulturen im Atakora Gebiet. Besonders spannend sind die Berichte über den Widerstandskämpfer und Nationalhelden Kaba gegen die Kolonialmacht Frankreich, dem am Stadteingang ein Monument gewidmet wurde. Im Außenbereich sind ganze Geschichten in große Baumstämme geschnitzt. Und natürlich warteten Verkaufsstände aller Art auf Kundschaft.

Dann geht es weiter auf der vor drei Jahren neugebauten Straße nach Boukombé und dort gibt es eine besondere Überraschung. Nein, kein Hotel, sondern das Gästehaus mit Terrasse auf dem Wohngelände von Jean Touota – sehr warm ist es da zwar auch, aber es herrscht Ruhe und Mangobäume spenden Schatten. Dazwischen spazieren Perlhühner, Kühe, Schweine und Ziegen. Wir lernen Charlotte, Jean´s Frau, kennen, die sich mit der jüngsten Tochter Grace Divine bald darauf mit ihrem „Moto“ wieder auf den Weg nach Natitingou macht, wo weitere 3 Töchter und ein Job als Lehrerin auf sie warten.

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Wir machen uns auf den Weg zu einem kurzen Besuch zur Baustelle der Krankenstation und für erste Eindrücke reicht die Zeit im Dämmerlicht noch. Eindrücke, die die zugesandten Fotos und Berichte voll bestätigen. Es ist bereits viel geschafft worden, aber es bleibt auch noch viel zu tun… Und ja, auch hier gibt es massive Lieferschwierigkeiten und eine Kostenexplosion im Bereich der Baumaterialien. Dazu noch die Schwierigkeiten mit den Beninischen Gesundheitsbehörden, die einen separaten Bau für die Geburtsstation vorgeben … Morgen kommen wir wieder …
Heute Abend gibt es noch ein herzlich-fröhliches Wiedersehen mit Valerie in ihrem kleinen Restaurant, die für mich der Inbegriff von Ausdauer und Zuversicht ist. Ja, auch sie hat unter den Folgen der Grenzwirren zu leiden, aber statt zu verzagen, hat sie sich einen Garten angelegt und hofft auf bessere Zeiten. Wir werden wie gewohnt verwöhnt!

Mittwoch, 09.02.22

Der Tag beginnt gut – zum Frühstück hat Valerie wieder frische bunte Tischdecken aufgelegt und sie backt für uns die leckerstes Pfannkuchen ever. Wir besuchen das CERD-Gelände und können uns davon überzeugen, dass dort alles bestens läuft. Die von uns mitfinanzierte Schneiderwerkstatt als Ausbildungsstätte für Mädchen ist derart nachgefragt, dass derzeit ein Anbau umgesetzt wird, um den vielen Anfragen (104 in diesem Jahr) gerecht zu werden. In den Büros sind alle fleißig und draußen wachsen die neuangepflanzten Bäume. Die Pilze machen grad´ Pause – dort geht die Produktion erst in einigen Wochen wieder los. Jean muss zu Terminen, stattdessen begleitet Denise Christa und mich zu Erkundungen in die Stadt. Heike kränkelt und genießt derweil die Ruhe im Gästehaus. So können wir beide unterschiedliche, für uns neue, aber sehr positive Entwicklungsbereiche kennenlernen und auch feststellen, dass das Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ passt und speziell von Frauen bei der Verarbeitung der Ernteprodukte bestens umgesetzt wird. Wir dürfen selbst ausprobieren, wie anstrengend „Foniostampfen“ ist – zumal das im Takt ausgeführt werden muss –, und sehen, wie gut organisiert die Frauen bzgl. Arbeits- und Familienzeiten sind. Außer einem ganzen Kanister Shea-Butter erstehen wir einiges an Köstlichkeiten (getrocknete Mangos – superlecker!)

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Da Jean von seinen Terminen noch nicht wieder da ist, haben wir Wartezeit bis es weitergeht zur Baustelle, diesmal mit Begehung und detaillierten Erläuterungen zum Außenbereich sowohl zu dem Apothekenbau als auch zu den Fundamenten und Ziegeln für den Technikraum, zu den bereits angelegten Wasserbohrungen und Leitungen, den Aushebungen der vorgesehenen Latrinen, den bereits getätigten Baumanpflanzungen usw. Mich überzeugt dieser Besuch vor Ort wieder von der Wichtigkeit unserer intensiven Projektbegleitung und auch davon, dass wir es gemeinsam schaffen werden, dieses auch für uns große Projekt zu einem guten und erfolgreichen Ende zu bringen.

 

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Der Bau der Krankenstation geht zügig voran

 

Donnerstag, 10.02.22

Abschied nehmen verläuft genau wie Ankommen in Benin anders, als wir es gewohnt sind. Jean hat uns in Natitingou bei der Ankunft begrüßt und nach Boukombé begleitet und er begleitet uns jetzt von Boukombé zurück bis Natitingou. Bei einem letzten gemeinsamen Frühstück dort mit einem Powerdrink (empfohlen gegen Corona) aus Moringawasser mit Honig, Zitrone und viel Knoblauch (für uns gab es Kaffee) verabschieden wir uns und machen uns auf den Rückweg Richtung Toffo, um dort Schwester Solange an ihrem neuen Einsatzort zu treffen. Nach einer Mittagspause in Dassa und einem Zwischenstopp an einer in der Nähe gelegenen und auf Renovierungsbedarf zu begutachtenden Schule erreichen wir den Ort. Und nun? Da es in Benin innerorts keine Straßennamen gibt und Hinweisschilder Mangelware sind, bedeutet das erst einmal telefonische Kontaktaufnahme. Es wird ein markantes Gebäude genannt, um dort auf die Abholung zu warten bzw. in eine angegebene Richtung zu fahren bis der „Abholdienst“ entgegenkommt und das Geleit übernimmt. So erreichen wir auf sehr holprigen und staubigen Wegen nach ca. 12 Stunden das Kloster St. Joseph, in dem wir heute übernachten werden. Ja, Edouard darf auch dableiben. Wieder gibt es ein besonderes Erlebnis: Wir schlafen in winzigen, kargen Klosterzellen.

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Teil IV der Reise 11-14.02.22 Rückfahrt nach Abomey-Calavi, Übernachtung im Privilège

Freitag, 11.02.22

Es geht wieder auf holprigeren und staubigen Straßen weiter nach Takon, wo sich das Krankenhaus St. Raphael befindet. Mit einem leckeren Frühstück werden wir empfangen. Das ganze Team freut sich sehr über die mitgebrachten Medikamente. Schwester Solange zeigt uns die derzeit zur Verfügung stehenden Gebäude und die betriebenen Einrichtungen sowie die Wasserbohrungen und die Müllverbrennungsanlage. Anhand der vorliegenden Pläne erläutert sie uns ausführlich die großen und umfangreichen Erweiterungswünsche.
Nach einer herzlichen Verabschiedung machen wir uns auf den Heimweg.

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Wir haben unser offizielles Projekt-Besuchsprogramm absolviert und es geht zurück nach Abomey-Calavi, wo es zumindest im Zentrum auch Straßennamen gibt.
Christa und ich unternehmen noch einen Bummel durchs Viertel und schauen und staunen und entdecken… Und wir erleben wie aufgebracht und in welcher Lautstärke sich dort auf der Straße ein paar Frauen streiten können!
Von Mensah werden wir abgeholt und bei einem Abendessen im „Caviar“ auf der Dachterrasse wird Bericht erstattet.

Samstag, 12.02.22

Ausschlafen ist heute angesagt, danach mit Edouard einen Ausflug nach Porto Novo zum „Centre Songhai“, dort wird nachhaltige Landwirtschaft (Pflanzen- und Tierzucht) sowohl als Produktionsmodell als auch als Ausbildungszentrum seit 1985 betrieben. Allerdings haben wir auf dem Weg dorthin einen richtigen Verkehrsstau und heftige Regenschauer. Da beides nach relativ kurzer Zeit vorüber ist, treffen wir noch rechtzeitig ein, um an einer Führung teilzunehmen und ein Mittagessen im Restaurant gibt es auch noch.

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Blauer Himmel! Sonnenschein lädt doch wohl zum Strandlauf ein! Also weiter über Cotonou zum Plage – genau richtig! Ein bisschen Meerwind, ein bisschen Frischluft – Christa und ich machen uns auf zu einem langen Strandspaziergang und entdecken seltsame Muscheln, die sich irgendwie aufzulösen scheinen. Natürlich nehmen wir welche mit und befragen Edouard, unseren Experten in allen Dingen, der unsere „Laufzeit“ mit Heike in gemütlichen Sesseln, mit erfrischenden Getränken und diversen Begegnungen in einem Strandcafé verbracht hat. Er grinst und antwortet: „Das sind keine Muscheln, sondern Skelettteile vom Sepia.“ Sie sind sehr kalziumhaltig und sehr gesund. Einfach sammeln, waschen, trocknen, zu Pulver reiben und unters Essen mischen. Tja, manches geht dort so einfach, was wir hier als Nahrungsergänzungsmittel für teures Geld erstehen!

Da wir beide die Wucht der Strandwellen unterschätzt haben, brauchen wir erst noch eine Dusche bei Mensah und ein passendes neues Outfit, bevor wir nicht weit von seinem Haus wieder auf der Dachterrasse vom „Caviar“ einen vergnüglichen Abend verbringen – leider ist „Pferdefleisch“ aus😉!

Sonntag, 13.02.22

Heute ist unser Pack-, Test-, und Besuchstag! Netterweise hat Yvettes Mama schon unseren „Sheabutter-Kanister“ in handliche Flaschen umgefüllt. Der Geschenkekoffer, den wir gefüllt mitgebracht hatten, hat sich auf wundersame Weise wieder mit Köstlichkeiten und schönen Dingen so prall gefüllt, dass einiges an Umpacken notwendig wird. Der Coronatest verläuft ganz entspannt ohne lange Wartezeiten, das Mittagessen können wir uns in einem feinen Restaurant vom Buffet holen und das schönste Ereignis des Tages ist der Besuch von Kolawoles Serges Adegnikas Frau Sabine mit ihrem Sohn Francis. Es tut so gut, ihn trotz seiner Erkrankung an Sichelzellenanämie, die immer wieder Bluttransfusionen zur Beschwerdelinderung notwendig macht, so fröhlich zu erleben, auch wenn die Lähmungen ihn sehr einschränken und er auf den Rollstuhl angewiesen ist. Auf Mensahs Armen probiert er sogar Darts aus.

 

                     07Francis

 

Montag, 14.02.22

Eigentlich wollten wir den letzten Tag unseres diesjährigen Benin-Besuchs in Bab´s Doc verbringen, da diese Anlage aber nur am Wochenende geöffnet hat, fahren wir einfach nochmal einige Stunden zurück zum Strand an der Rue des pêcheurs und erleben neue Überraschungen, diesmal mit den Fischern und ihren Frauen. Wir schauen ihnen fasziniert bei der harten Arbeit zu. Eine ganze Mannschaft an Land zieht mit Körperkraft auf Kommando die mit Fischen gefüllten Netze vom hinter den Strandwellen liegendem Pirogen-Boot Ruck für Ruck an Land. Eine weitere Bootsmannschaft drückt ebenfalls mit Körperkraft im und unter Wasser die Netze Richtung Land – das Ganze abgestimmt mit den Wellenbewegungen. Als wir anfangen zu fotografieren und zu filmen, werden sie sehr unwillig und – mal wieder – kann Edouard ihnen vermitteln, dass wir weder von der Presse, noch von Funk oder Fernsehen seien und diese Aufnahmen nicht verkaufen wollen. Wir geben trotzdem gerne unseren Obolus und dürfen nicht nur weitermachen, sondern werden gleich in ihre Mitte genommen. Als es geschafft ist, packen die Frauen die Fische in große Schüsseln und tragen sie auf dem Kopf balancierend umgehend zum Markt. Es erstaunt mich immer wieder, wie diese Frauen es scheinbar leicht und locker schaffen, mit derartigen Lasten und hocherhobenen Hauptes dahinzuschreiten! Diese Menschen jammern nicht, sie machen einfach und sind Tag für Tag mit solch harten Nahrungsbeschaffungsmaßnahmen für ihre Familien beschäftigt!

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Wir haben auch ohne harte Arbeit Hunger und natürlich gibt dort sehr leckeren und ganz frischen gegrillten Fisch inklusive gebackenen Bananen und Frites.

 

                          09Essen

 

Zurück zu Mensah und seiner Familie. Mittlerweile sind die Testergebnisse da und werden ausgedruckt – alle negativ. Nochmal ein bisschen hin-, her- und umpacken – für den Rückflug brauchen wir ja warme Sachen und in Deutschland soll es wettermäßig sehr ungemütlich sein.
Und am Abend heißt es Abschied nehmen. Yvette hat für uns ein leckeres Essen gekocht und wir genießen vorerst zum letzten Mal die beninische Küche.

 

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 Edouard hat alle Koffer, Taschen und Rucksäcke eingeladen und zusammen mit ihm und Mensah geht es zum Flughafen. Ein letztes Drücken, ein letztes Winken – und – TSCHÜSS!

UN GRAND MERCI À VOUS TOUS ET « AU REVOIR »!

Am Dienstagnachmittag sind wir alle drei wieder wohlbehalten in Steinhagen angekommen und im Rückblick waren es intensiv erlebte Tage mit so viel Herzlichkeit, Fröhlichkeit und Hilfsbereitschaft, dass wir jetzt schon wissen: Wir fahren wieder hin!