Ein kurzer Reiserückblick zur Benin-Reise 2020 vom 25.02. bis 02.03.2020.
Teilnehmer: André Quakernack, Marco Diekmann, Marc Averes, Meike Pauly-Evers und Hans-Christian Pauly.
Hans-Christian Pauly berichtet:
Dienstag, 25.02.2020
Auf dem Hinflug klappt alles wie am Schnürchen – bis wir in Niamey wieder starten wollen. Ein Fluggast, der dort eigentlich aussteigen wollte, hat erst bemerkt, dass wir in Niger sind, als die Maschine wieder zur Startbahn rollt. Also wieder zurück, der junge Mann steigt aus und wir haben als Folge dieser Schlafmützigkeit knappe 30 Minuten Verspätung in Cotonou. Mit Mensah und Eduard fahren wir zum Abendessen ins „Mama Benin“, dann geht es zur neuen Unterkunft „Le Privilège“. Den Hotel-Pool können wir leider nicht mehr nutzen, die Erfrischung muss also innerlich mit einer ausreichenden Menge La Beninoise erfolgen.
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Mittwoch, 26.02.2020
Frühstück mit Croissants – das ist für Benin und auch für Cotonou schon etwas Besonderes. Aber eigentlich kann man es auch ohne aushalten, viel wichtiger ist das Omelett und ein ausreichender Vorrat an selbst mitgebrachter Marmelade. Bei Mensah packen wir unsere Koffer um, weil wir nach So-Tchanhoue natürlich nur das nötigste mitnehmen wollen. Das sind immerhin fünf große Koffer randvoll mit Medikamenten und medizinischem Gerät.
In der Station St. Joseph stellen wir einige Veränderungen fest, es gibt mehr Strom, eine Solarleuchte steht im Eingang und wir besichtigen den Labor- und Verwaltungstrakt. Aus unserer Sicht geradezu katastrophale Zustände, insbesondere wenn einem der medizinische Bereich nicht so ganz fremd ist… Aber es gilt eben „besser was Gebrauchtes als gar nichts“ und alle versuchen, aus nichts das beste zu machen. Gelegentlich hat man aber doch den Eindruck, dass das Projekt für das wenige Personal einfach eine Nummer zu groß ist. Vor dem Mittagessen übergeben wir unsere Hilfslieferung, die in den großen Räumen plötzlich gar nicht mehr so groß aussieht. Mensah hat vom Bürgerkomitée noch 1.000 € in bar dabei, die gerne angenommen werden. Der Betrag ist für die Notfallversorgung der Patienten und die stationäre Geburt der Mütter gedacht, die sich das nicht selbst leisten können. 5 Euro für die Geburtsversorgung ist für viele der armen Familien zu viel. Die Geburten finden dann unter undenkbar unhygienischen Bedingungen in den Hütten auf dem See statt. .
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Mittwoch, 26.02.2020
Wir nehmen Schwester Solange ein Stück Richtung Norden mit und sie zeigt uns eine weitere Krankenstation, in die sie (vermutlich) in Kürze vom Orden hinversetzt wird. Aus meiner Sicht wäre eine etwas größere personelle Kontinuität sinnvoll, aber gut, das ist nicht unser Thema. Die Station in Dagléta macht einen wesentlich freundlicheren Eindruck, es ist erheblich übersichtlicher, aufgeräumter, sauberer. Die Schwester vor Ort macht einen sehr freundlichen Eindruck, wir werden durch das ganze Areal geführt. Solange hatte für diese Station auch einen Wunschzettel geschrieben, den wir aber in der Kürze der Zeit und wegen der teilweise sehr speziellen Anforderungen (gynäkologische Instrumente) nicht komplett erledigen konnten. Wir haben Solange aufgetragen, die Medikamente und das Gerät nach ihrer Einschätzung auf die beiden Stationen zu verteilen.
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In der Nähe von Allada kommen wir an einer Baumschule vorbei und besichtigen diese spontan. Sehr interessant, insbesondere auch die Bandbreite der Gehölze, die dort angezogen werden.
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Weiter geht es zur Tischlerei, die die Schulbänke herstellt. Unter Gesichtspunkten des Arbeitsschutzes eine ziemlich abenteuerliche Veranstaltung, aber die Produktion ist – soweit wir das in der Kürze der Zeit beobachten können – sehr effizient. Und auch hier wieder: fröhliche, aufgeschlossene Menschen, die gerne für das eine oder andere Späßchen zu haben sind (André und die Ananas!). Die mitgebrachten Kirschlollies erfreuen sich bei Jung und Alt großer Beliebtheit und erweisen sich im Vergleich zu den 2019er Gummibärchen in der Verteilung als wesentlich praktischer, außerdem ist der entstehende Abfall in Form eines Papierstengels zu vernachlässigen.
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In Adingnigon machen wir Halt bei der ersten Schule – nachdem wir im letzten Jahr dort von den Kindern sehr schnell sehr vereinnahmt wurden, ist jetzt das ganze Gelände wegen der Ferien praktisch ausgestorben. Hier wird in mehreren Klassenräumen der Fußboden repariert, der Beton ist überall bereits aufgeschlagen, die Armierung für das Recycling sorgfältig separiert. Der Bauingenieur in Deutschland würde hier sicherlich die eine oder andere Tonne Baustahl mehr verarbeiten, aber der Baufortschritt sieht gut aus.
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Endlich erreichen wir „unser“ BIS-Hotel in Abomey. Der Ober freut sich über die Bestellung von fünf Beninoise, während wir nur zu zweit am Tisch sitzen… (später natürlich mit der ganzen Mannschaft und einer angepassten Getränkemenge!)
Donnerstag, 27.02.2020
Nach dem Frühstück geht es nach Dekanme, wo wir im letzten Jahr dieses unglaubliche „Kick-Off-Meeting“ unter dem Cashew-Baum erleben durften. Auf dem Weg dorthin treffen wir bereits Michel, der uns fröhlich von seinem Motorrad zuwinkt.
Natürlich ist der Schulbau schon längst eröffnet und möbliert; direkt nebenan wird gerade Schule Nummer zwei von einem Lokalpolitiker errichtet, der auf Stimmen hofft. Mensah zeigte sich aber skeptisch, ob der Bau nach der Wahl tatsächlich beendet wird… Wir werden von einer großen Schülerzahl begrüßt – noch mal zur Erinnerung: es sind gerade Ferien! – und zum Leidwesen der Organisatoren sind diesmal keine Eltern dabei. Aber an diesem Tag finden drei Beerdigungen im Dorf statt, da sind die Erwachsenen eben anderweitig beschäftigt. Wir begutachten und fotografieren die Schulbänke, es gibt Gastgeschenke für uns, im Gegenzug werden Trikots und Fußbälle an die Kinder und anwesenden „Funktionäre“ verteilt (Lehrer, Hausmeister, Elternratsvorsitzende, etc.). Der Maniokbrei zum Mittagessen wird mit ortstypischer Großzügigkeit verteilt, ist aber so scharf, dass selbst das grüne „Pesto“ eher sanft wirkt. Dem Beninoise-Konsum tut das keinen Abbruch, eher im Gegenteil!
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Wie immer hat Mensah eine ausgefeilte Tour vorbereitet, um uns Land und Leute näherzubringen. Wir besichtigen eine Hühner- und Gemüsefarm, die von der Straße kaum sichtbar, aber erstaunlich groß ist. Der Züchter erklärt uns, dass er für seine spezielle Beninrasse (er nannte es Kreuzung von David und Goliath) vier Jahre Zucht benötigt hat!
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In Lissazounme gibt es einen richtig großen Bahnhof! Bereits vor dem Tor tanzen die Schüler, wir werden mit einem riesigen Kinder-Spalier empfangen, hunderte von Kindern bereiten uns einen unglaublichen Empfang mit Beifall und Musik. Es gibt diverse Ansprachen – ein Schüler trägt eine zweiseitige Rede auf Deutsch vor – wir kündigen die Komplett-Renovierung von sechs Klassenräumen an und dann gibt wieder einmal: Bier. Wir nehmen das gerne an und wir haben jedes Mal den Eindruck, dass unsere Gastgeber sich freuen, wenn wir uns darüber freuen. Win-Win!
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Zum Tagesabschluss besichtigen wir eine Baustelle bei Tanvé, dort werden 4 Klassenzimmer fertiggestellt, dann stoppen wir kurz in Abomey, um über den Markt zu gehen. Enge Gänge, ein Angebot, dass für uns geradezu unüberschaubar ist und nur mit Mühe können wir André von den Ständen mit dem getrockneten Fisch weglocken… Und natürlich stellen wir uns vor, wie groß das Geschrei in Freiburg wäre, wenn sich die Motorradfahrer mit der gleichen Selbstverständlichkeit durch den Markt quetschten. Hier kümmert das keinen.
Freitag, 28.02.2020
Vor dem Frühstück gibt es Kuchen und nicht nur ein Geburtstagsständchen für Meike – auch Mensah trägt noch ein Lied auf Fon vor! Für den Vormittag steht die Schule in Dovota auf dem Programm, hier ist immerhin eine ganze Klasse anwesend, die – in den Ferien! – Stoff in Mathematik nachholt. Neben den obligatorischen Fußbällen, von denen wir vermutlich auch die dreifache Menge ohne jedes Problem hätten loswerden können, überreicht Meike noch zwei Asterix-Hefte (auf Französisch, von einem französischen Kollegen, der seine Schulbank natürlich auch passend hat beschriften lassen) an den Schulleiter, der sich sehr darüber freut.
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Auf dem Rückweg nach Abomey besuchen wir Bekannte von Mensah und fühlen uns an unsere norddeutsche Heimat erinnert: nach kurzer, sehr freundlicher Begrüßung kommt direkt eine Flasche Schnaps auf den Tisch! Tambour, ein Palmenschnaps, lässt sich trinken.
In Abomey zeigt uns Mensah zunächst seine alte Schule. Als wir aus den Autos steigen, hören wir das Geschrei von sehr vielen Vögeln – dachten wir zumindest, bis wir genauer hinsahen. Tatsächlich hingen hunderte Flughunde an den Bäumen vor der Schule! In der Schule begrüßt uns der Direktor sehr freundlich, dann können wir – wiederum ferienbedingt – völlig frei durch die Schulanlage laufen.
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Nächster Punkt auf der Tagesordnung: wir sehen uns einige Alternativen zum BIS-Hotel an. Im „Chez Marie“ gibt es einen sehr schönen Garten mit netten Pavillons und zur großen Freude von Marc auch Krokodile. Das nächste Hotel etwas außerhalb von Abomey hat vorwiegend Webervögel als Fauna zu bieten, kann uns aber vom Ambiente nicht so richtig überzeugen. Aus unserer Sicht können auch künftige Benin-Exkursionen im BIS-Hotel absteigen. Abends im BIS treffen wir Max, einen Bauingenieur, der in Hannover studiert hat und Mensah gut kennt. Ein äußerst fröhlicher Typ, der wie Mensah ausgezeichnet deutsch spricht.
Samstag, 29.02.2020
Nachdem die ersten Tage eher gemütlich begannen, heißt es wegen der Fahrt nach Assa-Game an der nigerianischen Grenze „Start um sieben Uhr“. Wir hatten dem Personal zwar gesagt, dass uns ein Kaffee reichen würde, es gibt dann aber doch das volle Programm inklusive Omelett. Gute vier Stunden später erreichen wir den Heimatort von Kolawole und finden eine mit „Atomkraft – Nein Danke!“-Ballons geschmückte Schule vor. Wie ich erst im Nachgang erfahre, wird die Schule komplett mit Solarstrom über eine vom Bürgerkomitee finanzierte Anlage versorgt, insofern passt alles!
Wieder gibt es viele Schulbänke zu fotografieren – und obwohl ich eigentlich gegen Motivationssprüche auf den Schulbänken bin, freue ich mich über die Schulbank mit „Moij uppassen“ besonders. Die Trikots und Fußbälle dürfen auch in Dekanmé nicht fehlen und dann gibt es eine Tanz- und Gesangsdarbietung, diesmal von den Müttern. Wir erhalten als Gastgeschenke Bananen-Chips und frisches Wasser, was man bei den Temperaturen gar nicht hoch genug schätzen kann.
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Zum Mittagessen fahren wir zum AFAP-Gelände, an einer langen Tafel mit Tischdecken in den beninischen Farben essen wir mit einem großen Trupp bestehend aus unserer Reisegruppe, unseren Fahrern und der Delegation von Kolawole. Nach dem Essen besuchen wir die AFAP-Palmöl-Kooperative und lassen uns in die Grundschritte der Palmölgewinnung einweisen. Außer Mensah legt dann aber doch keiner Hand an (was aber auch wieder den heute besonders hohen Temperaturen geschuldet ist – die Wetter-App spricht von gefühlten Temperaturen in den mittleren Vierzigern!).
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Hier noch ein Video der AFAP zur Ölgewinnung :
Da die Grenze nach Nigeria direkt nebenan liegt, fahren wir noch zum Grenzposten, der vor allem durch eine Art gelbe Wäscheleine markiert wird, die der mit Flip-Flops ausgestattete Grenzposten anhebt, wenn ein ihm bekannter Motorradfahrer passieren möchte. Wir versuchen ebenfalls einen Grenzübertritt auszuhandeln, um in Sichtweite ein Bier im Nachbarland zu trinken, aber leider wird uns dieser Spaß nicht erlaubt.
Auf dem langen Rückweg stoppen wir kurz bei einer Welszucht, die auch zum AFAP-Programm gehört, sowie beim Handwerkermarkt, auf dem einige Trommeln und Souvenirs gekauft werden. Abends im „Privilège“ gönnen wir uns eine Pizza, die erstaunlich europäisch schmeckt.
Sonntag, 01.03.2020
Für den heutigen Abreisetag steht nichts auf dem Programm, dementsprechend ruhig starten wir. Auch mal ganz schön, allerdings stellen wir nach dem etwas längeren Aufenthalt im „Privilège“ fest, dass die fest eingestellte Klimaanlagen-Temperatur von 16 Grad für unser Empfinden VIEL zu niedrig ist!
Mensah hat „seinen“ Schnitzer eingeladen, der mehrere Spiele und ein Nilpferd für uns gearbeitet hat. Gut, dass wir so viele leere Koffer dabei haben… Auf dem Weg zum Strand besuchen wir die Uni von Cotonou – das germanistische Seminar ist jetzt fertig und eröffnet, allerdings fehlen immer noch die Büromöbel, die seit einem Jahr „im Zulauf sind“. Am Atlantik geht es erst in eine der vielen Bars, schließlich aber doch wieder zum bekannten Strandhaus „Chez Rada“. Sehr gutes Mittagessen, u.a. mit Barracuda – das hätte auch in Deutschland echte Chancen. Der Strand ist diesmal ganz sauber, kein Vergleich zum letzten Jahr! Zurück zu Mensah um ein letztes Mal unsere Sachen umzupacken, dann gibt es von Yvette gekochtes Abendessen und kurz bevor wir zum Flughafen aufbrechen wollen, heißt es: der Abflug verzögert sich um drei Stunden! Wir verbuchen das Ganze unter „mehr fürs gleiche Geld“, lassen uns zum Flughafen bringen und verabschieden uns von unseren Gastgebern und Fahrern.
Bis zum nächsten Mal !