Samstag, 27.02.2016 - Das laute Leben von Bohicon verlassen wir durch enge Sandwege und sind schon bald in Abomey, der alten Königsstadt. Die eindrucksvollen Bauten des Palastes müssen wir leider unbesichtigt lassen. Ich merke mir einen Besuch aber schon für das nächste Mal vor.
Nach einer Fahrt durch Brachland, Palmenplantagen, Ananas- und Yamsfelder erreichen wir Akpeho-Seme-Quartier und besichtigen den ersten Schulbau. Dort wartet schon der Bauleiter für alle Schulbauten von SONAFA auf uns. Schade, Kinder sind nicht in der Schule - Ferien!

Aber das alte Schulgebäude, gegründet 2012, ist auch so in seiner Armut und Baufälligkeit eindrucksvoll. Kein Wunder, dass das ganze Dorf sich auf den Neubau freut, dessen Rohbau im Entstehen ist. Eine Latrine ist weit und breit nicht zu sehen, es gibt keine!
Der amtierende Bürgermeister von Agbangnizoun, Gaspar Gbolihonon, empfängt uns in seinem Haus und spricht seinen Dank für die Hilfe und seine Bitte um eine Latrine aus. Diese Bitte hören wir heute noch häufiger. Alle erleichtern sich im Busch - Typhus und andere Krankheiten sind die Folge.

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Weiter geht es nach DovotaDort entsteht die von uns geförderte Collegeschule. Wir nehmen an einer Besprechung mit dem Schulleiter, Romuald Bedie, dem Dorfchef und einigen Dorfbewohnern teil. Mensah erinnert sehr bestimmt daran, dass der Boden in den Klassenräumen von ihnen verfüllt und geebnet werden muss. Da gibt es einen kleinen Zeitverzug, aber die Männer sagen umgehende Arbeiten zu.

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Der Schulleiter schildert, dass es hier ebenfalls keine Latrine gibt. Um selbst auf die Toilette zu gehen, muss er fünf Kilometer zu einem Kollegen einer anderen Schule fahren, die über eine Latrine verfügt. Von ihm bekommt er jedes Mal den Schlüssel zu den Toiletten ausgeliehen. Die 412 Schüler gehen in den Busch oder in das mit Palmwedeln abgetrennte Pinkelviereck, auf dessen Boden ein paar Ziegelsteine für die Füße liegen.

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Auf dem Weg durch riesige Teakplantagen zum Dorf Kinta machen wir einen Abstecher nach Sahe. Dort werden Töpfe hergestellt, und wir können eine ausgeräumte Brennstelle ansehen. Scherben zeugen von der Kraft des Feuers in einem Erdbrennofen.
In Kinta besuchen wir die Mutter, die beiden Brüder von Mensah und das Grab des Vaters in seinem früheren Wohnzimmer. Wie ortsüblich umgibt eine kleine Mauer die Wohngebäude, die aus mehreren Wohnhütten bestehen. Der Fußboden ist als Schutz vor den Regengüssen erhöht, diesen Komfort gibt es nicht überall. Ich freue mich über die "moderne" Toilette nach westlichem Muster und genieße sie nach den Tagen mit Latrinennutzung.
Dann gibt es beim Bruder Matthias AMIWO, einen roten Maisbrei zu Hühnchen und scharfer Tomatensoße. Das Hühnchen ist gekocht und dann gegrillt, das ist bei der Zubereitung von Fleisch und Fisch üblich, manchmal wird zusätzlich noch geräuchert. Gewöhnungsbedürftig, aber sicher sind dann alle Keime tot. Ich ernähre mich auf der Reise lieber vorwiegend vegetarisch. An die scharfe Soße habe ich mich gut gewöhnt, sie schmeckt zu dem Maisbrei hervorragend.
Matthias musste nach dem Tod des Vaters sein Medizinstudium abbrechen und für die Familie sorgen. Er arbeitet jetzt in seinem Haus als Arzthelfer und ist dort weit und breit die einzige Hilfe für erkrankte Menschen, von einem Heiler und einer entfernteren Krankenstation abgesehen.
Er freut sich besonders über die Solarlampe, die wir ihm als Gastgeschenk übergaben. Nun kann er sein Haus auch nach Einbruch der Dunkelheit für Hilfesuchende erleuchten.
Während des Essens tönt aus der Nähe Rufen, Trommel, Gesänge - zwei Beerdigungen an diesem Samstag, dem üblichen Tag für Beerdigungen. Später begegnet uns die endlos erscheinende Wagenkolonne von hohen Würdenträgern, die an der Beerdigung eines Parlamentariers teilgenommen haben, der auf der Straße bei einem Unfall getötet wurde. Den Tod jüngerer Menschen nimmt man hier als gegeben hin, aber ältere Menschen werden traditionell mit großem Pomp und unter der Teilnahme des ganzen Dorfes bestattet. Das ist kostspielig und stürzt die Familien meist in große Schulden. Nur langsam lösen sich die Menschen von diesem Brauch.

Nun geht es weiter zuerst nach Tegon-Agblata zur Besichtigung des gemeinsam geförderten Schulbaus. Für Schulmaterialien übergeben wir Mensah 350.000 CFA, die er in Abstimmung mit dem anwesenden Schulleiter Bienvenue für Schulmaterialien zusammen mit den Gummibärchen, Luftballons und anderen Kleinigkeiten an die Schüler und Schülerinnen verteilen wird.

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Weiter nach Hlanhonou. Hier haben wir das Mobiliar im College für Lehrer und Schulleitung gesponsert. Die aus schnellwachsenden Teakholz gefertigten Möbel sind schwer, aber sie halten die hohe Luftfeuchtigkeit am besten aus.
Danach habe ich mich geweigert auszusteigen, um weitere Schulen anzusehen. Es war einfach zu heiß, zu feucht und alle befanden sich im etwa gleichen Rohbauzustand, waren nach dem gleichen "Schnittmuster" mit den üblichen 3 Klassenräumen, einem Lehrerzimmer und einem Materialraum ausgestattet oder waren so ärmlich wie die bisherigen. Harald hat dann noch ein paar Fotos gemacht. Es gibt noch jede Menge zu tun.
In Allada bemerken wir, dass die Straßenhändlerinnen in Windeseile ihre Stände abdecken. Es kommt endlich der heiß ersehnte erste Regenguss, der in wenigen Augenblicke alle Seitengräben und Sandflächen überflutet. Schade, hier in der ersten Königstadt der Fon hätte ich mich gern noch etwas umgesehen. Noch immer amtieren in einigen Stämmen Könige, so auch hier - deren Wort auch durchaus noch heute großen Einfluss hat. Doch jetzt freue ich mich auf die Erfrischung bei Mensah und seiner Familie in Cotonou.
Wie etliche Frauen in Benin besitzt auch die Frau unseres Projektleiters Mensah Tokponto einen kleinen Laden im Haus mit Süßigkeiten und allerlei Nützlichem für die Kinder in der Umgebung. Kleinhandel und Handwerk sowie Verarbeitung von Feldfrüchten hat die Emanzipation der Frauen im ländlichen Benin schon ein gutes Stück weit gefördert - aber insgesamt liegt noch ein weiter Weg vor ihnen, sind doch noch immer ca. 80 % der Frauen (Männer 50%) Analphabeten.

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